Montag, 3. November 2014

Das kleine 5 x 10

Das Spiel "Ich packe meinen Koffer und nehme mit ..." ist altbekannt. Es geht darum sich möglichst viel in einer festen Reihenfolge merken zu können. Wenn wir in zwei Wochen bei Peter zusammenkommen um unsere Koffer zu packen, dann findet darin kaum ein persönliches Stück Hab&Gut Platz. Schuhe, Zahnbüsten und ein paar Gummibärchen für die Kids. Wir sind 5 Reisende, mit 10 Koffern, macht ca. 200 Paar Schuhe & 100 Zahnbürsten. Merken, müssen wir uns nur, wie all die fremden Koffer aussehen, damit wir keinen am Flughafen vergessen. Merken müssen wir uns nur die Gesichter derer, die nachher die Schuhe bekommen – um den Dank all den Helfern weitergeben zu können. Merken müssen wir uns aber auch, wir beschränkt Hilfe sein kann, selbst wenn man noch so viel Herzblut reinsteckt.

Haiti ist, bekannter Weise, ein von Natur-Schicksalen gebeuteltes Land. Neben zahlreichen Wiederaufbauprojekten, die bis heute nicht umgesetzt werden konnten, mangelt es in Haiti auch an einer soliden Politik. Zwar sind die Zeiten der Diktatur vorbei, dennoch: Wahlen und eine politisch durchmischt denkende Regierung sind noch immer eine Wunschvorstellung. In diesem System zu helfen, scheint auf den ersten Blick wie der berühmte Tropfen Wasser auf den heissen Stein. Dennoch, wenn man sieht, was in den letzten Jahren alles in Deschapelles passiert ist, dann beweist das, das helfen nicht vergebens ist.


Bilder von Haltestelle Haiti (Facebook)

Es bleibt ein komisches Gefühl, wenn man seine „für andere“ Koffer packt. Bis anhin habe ich das Helfen (zugegebenermassen) mit einem Überweisungsschein erledigt. Manchmal, für ein gutes Gewissen, manchmal für die Hoffnung, seltensten aber, weil ich wirklich wusste, was anschliessend mit meinem Geld passiert. Die Chance, einmal hinter die Kulisse sehen zu dürfen und zu wissen – das schon CHF 5 den Unterschied ausmachen können, erfüllt mich mit Ehrfurcht.




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