Es ist 5 Uhr morgens, die Sonne hat sich
noch nicht blicken lassen in Haiti. Dunkle Umrisse bewegen sich am
Strassenrand, werden kurz vom schalen Scheinwerferlicht erfasst um schon im
nächsten Moment wieder im lichtkargen Nichts zu verschwinden. Alt und Jung,
Mann wie Frau, in bunten Kleidern oder in verstaubter Arbeitskluft. Es ist
Aufbruch-Stimmung in Haiti. Und das nicht nur heute Morgen.
Wir fahren zurück zum Flughafen. Das ich
meinen Kopf gedankenverloren an die Fensterscheibe lehnen kann hat auch etwas
damit zu tun, dass Haiti im Aufbruch ist. So wie vieles andere auch. Denn die
Strassen waren vor ein paar Jahren noch nicht geteert und damit so ruhig
befahrbar. Holprige, steinige Wege machten das Vorankommen im Land zu einem
Abenteuer. Heute sind es eher die 120 km/h auf dem Tacho während wir durch die
Kleinstädte düsen, die das Abendteuer ausmachen.
Das Haiti das ich erleben durfte, hat sich
von einer schönen Seite gezeigt. Geprägt von einer Bilderbuch-Landschaft, von
motivierten Menschen und grossen Träumen. Von Kinderlachen und Teenagern die
die Nase rümpfen wenn ihnen etwas nicht passt (und das kann viel sein). Von
Knoblauch in der Luft und flinken Füssen auf dem Boden. Wenn die Fussballmannschaft
von Deschapelles zum Duell ruft, muss man sich bei 30 Grad Abendluft schon warm
anziehen.
Über das wenigste von dem was ich gesehen
habe, möchte ich urteilen – über das meiste werde ich aber noch lange
nachdenken. Es war ein Kennenlernen, beiderseits und ein „Auf Wiedersehen“, das
von Herzen kam. Macht weiter so, ich mag es euch gönnen. Es wird kein einfacher
Weg sein für Haiti – aus der Korruption und der Armut, aber es ist ein Weg gepflastert
aus Chancen und Möglichkeiten in Form von Bodenschätzen und Ideen.
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